Wie man eine Klarinette kauft

Eine Klarinette kauft man nicht mal eben so. Ich habe zum Beispiel mit meinem ersten Instrument mit Üben und Spielen über 15 Jahre lang so um die 5.000 Stunden verbracht - das erscheint viel Zeit, ist aber normal. Es lohnt sich also, über Anspruch, Preis und finanzielle Mittel nachzudenken.

Es gibt nicht ein optimales Angebot für alle...

Unabhängig davon, ob man Profi oder Anfänger ist - jeder hat im Blick auf die Klarinette andere Ziele, wird mehr oder weniger üben und kann mehr oder weniger Geld für ein Instrument ausgeben. Das bedeutet, dass es bei der Auswahl kein "richtig" oder "falsch" gibt. Aber es gibt immer generelle Punkte zu beachten, und in diesem Kapitel gebe ich ein paar Tips, die helfen können, die richtige Entscheidung zu treffen.

Preise: Nach oben offen...

Einerseits kann man für ein neues, hochwertiges Instrument fast beliebig viel Geld ausgeben. Für Profi-Soloinstrumente (zum Beispiel von Wurlitzer oder Buffet) mit handgeschmiedeten Klappen und Anpassungen in der Mechanik als Satz (also A- und B-Klarinette) kann man auch ohne weiteres über 10.000 Euro ausgeben. Alt- und Bassklarinetten sind entsprechend seltener und damit teurer. Da hat man etwas tolles, es klingt aber vielleicht nicht besser - weil man zum Beispiel nicht jeden Tag zwei Stunden übt.

Andererseits gibt es gebrauchte, gut erhaltene Instrumente, die für den Anfänger sehr gut reichen und mit denen auch ein Profi noch gut im Orchester spielen kann, für vielleicht schon für 500 - 1.000 Euro. Wenn Du ein viel günstigeres Angebot findest, lies den vorletzten Absatz dieser Seite.

An dieser Stelle hatte ich einmal einen Link auf eine Preisliste mit Richtpreisen stehen, aber die Entwicklung geht so schnell, dass die wenig hilft. Ich empfehle, in Preissuchmaschinen mal die entsprechenden Stichworte einzugeben - wie z.B. "Yamaha 457 Deutsch 20/6" oder "Yamaha 457 Deutsch 22/6" - dann bekommt man einen Eindruck. Beide Instrumente heißen sehr ähnlich, haben aber unterschiedliche Preise, also: Gut aufpassen beim Vergleich!

Ohne Erfahrung ist es schwierig...

Wer selbst Anfänger ist oder gar für einen Jugendlichen ein erstes Instrument kaufen will, und keine Erfahrung mit dem Instrument hat, braucht Hilfe. Ohne die hat man allein praktisch keine Chance, herauszufinden, ob ein Instrument den Preis wert ist. Als Anfänger - oder natürlich auch später - nimmt man am besten Kontakt zu einem seriösen Klarinettenlehrer auf. Den sucht man sich auch sonst besser schon, bevor man ein Instrument hat, und am besten leiht man sich dann erst einmal ein Instrument. Der Lehrer kann einem da helfen. Dann hat man selbst auch schon etwas Erfahrung, wenn man tatsächlich ein Instrument kauft.

Will man sofort ein Instrument kaufen, kann einem ein Klarinettenlehrer auch hier helfen. Im übrigen bekommt ein Klarinettenlehrer (wie übrigens viele Profis) beim Händler Rabatte, und oft ist das nicht wenig. Wer keinen Kontakt zu einem Klarinettenlehrer hat, nimmt halt einen anderen Klarinettisten mit, den man kennt. Auf keinen Fall geht man allein los - man sieht und hört zu zweit viel mehr (siehe auch subjektives Klangerlebnis).

Man braucht Zeit - Instrument mit nach Hause nehmen - in Ruhe ausprobieren

Grundsätzlich braucht die Auswahl Zeit. Deshalb nimmt man - sowohl beim neuen Instrument beim Händler, als auch beim Gebrauchtkauf von privat - das oder die Instrumente für ein paar Tage mit. Das ist normal, und die Händler haben - vor allem, wenn es zusammen mit dem Musiklehrer geht - auch kein Problem damit. Der Klang im Laden ist oft völlig anders, da stehen oft viele Leute herum, man ist aufgeregt, und die Lichtverhältnisse sind oft auch nicht optimal (siehe unten - Schäden). Das gilt natürlich auch für den Gebraucht-Kauf von Privaten.

Neu oder gebraucht?

Klarinetten kann man neu oder gebraucht kaufen - entweder über ein Fachgeschäft oder von privat. Neue Klarinetten werden von in Fabriken oder Werkstätten hergestellt und dann meist über Fachhändler verkauft. Üblicherweise gibt es bei einer solchen Vertriebsstruktur Preislisten mit empfohlenen Preisen durch die Hersteller. Daneben gibt es Verkaufspreise, die von den Listenpreisen stark abweichen können (und oft deutlich niedriger sind). Das gilt natürlich umso mehr beim Verkauf über das Internet.

Neuinstrument beim Händler: Auf Auswahl und Ausprobieren bestehen!

In jeder größeren und oft auch kleineren Stadt gibt es Musikalienhändler. Hier kann man zumindest - wenn auch vielleicht nicht in großer Auswahl vorrätig - Zubehör wie Klarinettenblätter kaufen. Natürlich bietet der Händler auch Klarinetten an.

Der Händler lebt vom Verkauf, und er verdient am teuren Instrument meist (aber nicht immer) mehr als am preiswerten. Natürlich kostet eine neues Instrument beim Händler mehr als z.B. ein gebrauchtes von anderen Klarinettisten, aber beim Händler gibt es in der Regel eine große Auswahl. Neue Instrumente lassen sich oft in derselben Version zum Ausprobieren in mehreren Exemplaren vom Hersteller besorgen. Wenn der Händler seriös ist, geht das bei vielen Fabrikaten. Er bestellt zum Beispiel drei Instrumente für eine Woche zur Ansicht. Keine zwei Instrumente fallen gleich aus. Das ist ein immenser Vorteil gegenüber einem Gebraucht-Kauf: wenn man mehrere sonst eigentlich gleiche Instrumente vor sich hat und in Ruhe ausprobieren kann.

Instrumentenbauer: eine besondere Form von Händler

Um eine Klarinette auszuwählen und zu kaufen, sollte man wenn immer möglich zu einem Fachgeschäft gehen, wo das Instrument auch überholt und repariert wird. Das ist in der Regel eine Holzblasinstrumentenwerkstatt mit Meister. Bevor man irgendwo ein Instrument kauft, hört man sich klugerweise um, wo gut repariert wird. Das zahlt sich später aus - spätestens wenn die ersten Überholungen oder Reparaturen fällig sind. Nicht, dass die Reparatur dann billiger wird, aber die Bereitschaft, mal schnell etwas daran zu tun, ist natürlich höher bei einem Instrument dass der Meister mal selbst verkauft hat (und woran er auch verdient hat). Meist ist auch die erste Überholung, mit Klappen Dichten und manchmal sogar mit Nachstimmen im Kaufpreis drin.

Idealerweise kann der Instrumentenbauer auch selbst auf einer Klarinette spielen. Das wird wichtig, wenn er das Instrument auch nachstimmen soll. Meistens haben Instrumentenbauer ein oder zwei Instrumente, die sie selbst beherrschen, und da sind sie natürlich gut - wenn das aber nun mal die Oboe und Flöte sind, sieht es nicht so gut für uns aus. Oft gibt es in einer Werkstatt auch einen Spezialisten für das jeweilige Instrument. Es lohnt sich dann, zu klären, dass man mit der richtigen Person spricht; vor allem, wenn man eine längere Strecke anreisen muss. Samstag Vormittags ist meist eine sehr unglückliche Zeit. Es ist immer gut, vorher mit dem Betrieb einmal zu telefonieren.

Ein Händler lebt natürlich davon, Instrumente zu verkaufen - Zubehör ist eher Kleinkram. Bei einer Werkstatt hat der Verkäufer natürlich auch die Chance, an Wartung und Reparatur zu verdienen. Darum muss der Händler etwas verkaufen, an dem er möglichst gut verdient. Das wägt er natürlich gegen eine gute Beratung und eine mögliche langfristige Kundenbeziehung ab. Berät der Händler gut, verdient er beim ersten Geschäft vielleicht weniger, dafür kommt der Kunde aber gern wieder. Nur: Bei Instrumenten ist es so, dass es sehr lange dauert, bis man ein neues kauft. Die Versuchung ist für den reinen Händler groß, eher auf seinen Verdienst als auf die Interessen des Kunden zu sehen. Das kann man ihm auch nicht wirklich vorwerfen. Umso wichtiger ist eine Hilfe durch Experten, die nicht an dem Geschäft verdienen. Im übrigen geben die meisten Händler Klarinettenlehrern bemerkenswerte Rabatte.

Vergleiche immer auch mit dem allerbesten!

Auch wenn ein Händler nicht nur ein Instrument vom gesuchten Typ hat, lässt man sich im Vergleich dazu das beste und teuerste zeigen, was es gibt (z.B. bei deutschem System H. Wurlitzer oder sehr gute Yamaha, bei Boehm z.B. Buffet oder auch die teuersten Yamaha) und probiert das möglichst auch aus. Die Unterschiede bemerkt auch ein Laie schnell: Die Mechanik ist meist deutlich besser, lautlos, da wackelt nichts. Die Ansprache ist meist auf Anhieb gut und die Stimmung fast immer einwandfrei.

Deutsch/Oehler oder Boehmsystem?

Das ist erst mal - aber nicht nur - eine Preisfrage - deutsche Systeme sind bei gleicher Qualität einfach deutlich teurer.

Überlegungen hierzu finden sich im Kapitel Deutsch versus Boehm sowie im Kapitel Unterricht.

Anzahl Klappen und Ringe, Material

Grundsätzlich gilt: Von der gleichen Sorte und Marke haben die besseren Instrumente meistens mehr Klappen und Ringe als die einfacheren. Man sieht das oft in der Typbezeichnung: YCL457/D/20/6 bzw. YCL457/D/22/6: die zweite Klarinette hat zwei Klappen mehr, die gleiche Zahl Ringklappen: 6, und kostet auch gleich deutlich mehr. Der Preis von 2007 war für die 20er 750,00 Euro und für die 22er 1.150,00 Euro.

Bessere Klarinetten haben oft Ausgleichsmechaniken und Automatik-Hebel. Einige B-Instrumente gehen sogar bis zum Es hinunter, nett, aber das braucht man praktisch nie. Mit mehr Klappen und damit alternativen Griffen kann man in der Regel vieles einfacher und besser greifen, also zum Beispiel Bindungen legato spielen, was ohne nicht ginge. Sogenannte "Schülermodelle" haben das nicht. Manche dieser Klappen und Heber sind aber auch nicht unbedingt nötig. Insbesondere sogenannte Resonanzklappen sind umstritten. Zwischen verschiedenen Typen und Marken sind die Instrumente anhand ihrer Klappen ohnehin nicht mehr so einfach vergleichbar.

In der Regel sind geschmiedete Klappen besser als gegossene, denn geschmiedet kann man öfter hin- und herbiegen als gegossen, Gussmaterial ist spröder und bricht schneller. Handgeschmiedet ist besser als gesenkgeschmiedet.

Grundsätzlich sind auch Holzinstrumente normalerweise besser als Kunststoffinstrumente. Ausnahme ist die "Green Line" von Buffet Crampon, wobei hier der Korpus aus mit Kunstharz verklebten Ebenholzstaub und darin eingebetteten Kohlefasern besteht - man hat also praktisch Ebenholz nachgemacht, nur dass es jetzt keine Poren mehr hat und darum nicht mehr reißen kann, akustisch ist es angeblich auch perfekt. Das ist natürlich unter Klangpuristen wieder heftigst umstritten.

Untersuchung auf Probleme - beim gebrauchten wie auch bei neuen Instrumenten

  1. Schäden am Instrument?
  2. Man sieht sich das Instrument Klappe für Klappe, Bohrloch für Bohrloch von oben bis unten an, auf Risse im Holz, auf wackelige Schrauben oder offensichtliche Fehler in der Mechanik, Federn, die die Klappen nicht schnell schließen lassen, auf nicht sauber verklebte Polster. Dann hält man die einzelnen Teile gegen das Licht und schaut sich die Bohrung (innen) an: Sind Risse zu erkennen? Zeigen sich Kratzer? Genauso betrachtet man bei Licht und fühlt mit dem Finger die Verbindungsstellen, in die die Zapfen gesteckt werden: Hier entstehen durch die Dehnung schnell Risse.

  3. Dichtigkeitstest
  4. Man baut das Instrument zusammen bis auf Mundstück und Trichter, schließt alle Klappen und bläst hinein, wobei ein Helfer unten das Instrument zuhält. Jetzt darf nirgends Luft entweichen.

  5. Stimmung
  6. Man bläst ein paar Minuten auf dem Instrument, bis es warm ist, und misst es mit einem elektronischen Stimmgerät auf der gewünschten Tonhöhe durch. Die Abweichungen sollten gering sein, vor allem bei den kritischen Tönen. Standardstimmton oder Kammerton "A" (A4) ist übrigens genormt mit 440 Hertz. Leider werden im Laufe der Jahre Orchester immer höher: Zur Barockzeit war das A noch bei etwa 415 Hz, heute spielen viele Orchester das A schon um 442 bis 443 Hertz. Ein höherer Ton klingt angeblich brillanter. Für Streichinstrumente stellt diese höhere Stimmung natürlich kein Problem dar, sie können die Saiten hochstimmen und entsprechend greifen, Oboisten (und Oboenbauer) kommen auch noch gut damit zurecht, ältere Klarinetten (vor allem die tiefen, wie die Bassklarinette) haben damit aber ernste Probleme - man kann an einer Klarinette nicht so ohne weiteres die ursprüngliche Gesamtstimmung verändern. Wenn man also vor allem in einem Orchester spielt, und eine Klarinette kauft, sollte man das mit berücksichtigen (und zwar über alle Töne aller Oktaven und nicht nur für das B oder A). Zum Testen reicht ein einfaches kalibrierbares Stimmgerät, heute kann man sie normalerweise auf ein A von 438 bis 445 Hz kalibrieren.

  7. Ansprache
  8. Man bläst tiefe und hohe Töne leise an - sie sollten gut ansprechen, auch die voll abgedeckten (wie das h). Man benutzt hierfür ein bekanntes Mundstück mit gutem Blatt - sonst hat man natürlich keinen Vergleich.

    Dann spielt man eine typische Etüde darauf, in der die üblichen Sprünge auftreten - man merkt, ob die Klappen sinnvoll liegen.

    Das Ganze wiederholt man dann noch ein paar mal zu Hause.

Besonderheiten beim privat gekauften Gebraucht­instrument:

Wenn ein Instrument vielleicht mehrere Jahre nicht gespielt worden ist (und das kann beim Kauf von Privat ja schon sein), muss man überlegen, ob man es nicht komplett vom Instrumentenbauer überholen lassen sollte. Das umfasst Ölen, Polstern und die Mechanik Putzen, eventuell Spiel in der Mechanik verringern, da kommen nicht unerhebliche Kosten zusätzlich auf Dich zu - das kann schnell 250 bis 500 Euro kosten. Seriöse Fachhändler bieten beim Kauf eine einmalige inklusive Überholung nach einem halben bis einem Jahr an - auch bei gebrauchten Instrumenten. Das muss man bei einer vermeintlich günstigen Gelegenheit berücksichtigen und gegenrechnen.

Auf jeden Fall sollte man unbedingt einen schriftlichen Kaufvertrag erstellen, mit Herstellernamen und Seriennummer.

Preis eines Gebrauchtinstruments (theoretisch) ermitteln:

Dieser Absatz erklärt, wie man den Preis einer gebrauchten Klarinette bestimmen kann. Natürlich lässt das wesentliche Faktoren (wie klingt die Klarinette?) ausser acht, und in der Realität funktioniert das viel weniger rational; aber ich glaube, dass das als Anhaltspunkt hilfreich sein kann. Klarinetten verlieren mit der Zeit an Wert (anders als Top-Streichinstrumente, deren Wert mit dem Alter steigen kann).

Allein durch das Älterwerden an sich wird ein Instrument nicht schlecht - beim Liegen im Koffer gibt es keine Belastungen (Temperaturschwankungen, mechanisch). Die Mechanik leidet nicht; ausser, dass eventuell zu viel vorhandenes Öl in der Mechanik verharzt. Die Mechanik ist das, was beim Gebrauch am ehesten verschleißt. Polster werden nur durch Gebrauch schlechter, also spröde und dichten dann nicht mehr. Neuwertige Polster fühlen sich an der Oberfläche weich an. Natürlich kann das Holz bei sehr langem Lagern austrocknen - ein Instrumentenbauer würde das Instrument noch mal ölen.

Ob ein Instrument viel gespielt wurde, erkennst Du auch am Zustand der Bohrung des Oberstücks: bei neuen Instrumenten spiegelt sie wie Klavierlack, später zeigen sich die Spuren des ständig sich hier sammelnden Kondenswassers und der Spucke als mattere Stellen. Auch die Korkverbindungen der Zapfen leiden unter dem ständigen Zusammenbau und Auseinandernehmen ein bisschen. Im Neuzustand müssen sie satt passen (weder wackeln noch klemmen).

Wie ermittelst Du also - formal - den Wert eines Instruments?

  1. Du gehst vom Neupreis aus.
  2. Da das Instrument nicht mehr völlig neu und unbenutzt ist, ziehst Du gleich 10 % ab.
  3. Dann ziehst Du 2 Prozent für jedes Jahr seit Herstellung ab, bis das Instrument 5 Jahre alt ist,
    für Jahre danach ziehst Du 1 Prozent für jedes weitere Jahr ab, bis das Instrument bei 50% des Wertes angekommen ist. Denn danach nimmt das Instrument durch weitere Alterung als solches nicht mehr nennenswert an Wert ab.
  4. Dann untersuchst Du das Mundstück:
    Bei Verletzungen auf der Bahn (den Flanken) muss das Mundstück ersetzt werden, es ist wertlos, ziehe 20 Euro ab.
  5. Bei Bissdellen oben auf dem Mundstück ziehst Du 10 Euro ab.
  6. Dann untersuchst du das Instrument auf Kratzer und Risse:
    Für jeden flachen Kratzer im Holz ziehst Du ab: 20 Euro
    Für jeden geflickten Riss, der kein Tonloch erreicht (also nur oberflächlich): -10% vom Neupreis
    Für jeden geflickten Riss, der ein Tonloch erreicht hatte: -20% vom Neupreis
    Für jede Klappe, die neu versilbert werden müsste, ziehst Du 2 Euro ab
    Für jede Klappe, die gebrochen war und gelötet werden musste: 15 Euro Abzug
    Für jede Klappe und jede Lagerung, die zu viel Spiel hat, also wackelt, was Klappern erzeugt, 10 Euro Abzug.
    Neue Polster nötig? Pro Polster 5 Euro.
    Muss die Mechanik insgesamt gewartet und überholt werden: -150 Euro.
  7. Wenn der Koffer nicht mehr ansehnlich ist, ziehst Du noch mal 50 Euro ab.

Kommt das in die Nähe des geforderten Preises?
Hast Du im Internet recherchiert und andere Instrument ähnlichen Alters kosten ähnliche Beträge?
Dann scheint der Verkäufer zumindest eher im seriösen Bereich anzubieten.
Privatverkäufer haben eher psychologische Preise (500 Euro, 1000 Euro) - liegst Du in Deiner Werteinschätzung drüber und hast Du bei der Untersuchung, wie oben beschrieben, nichts gefunden, klingt das Instrument gut und kommst Du fast auf Anhieb damit zurecht - dann kauf es! Ansonsten noch mal nachdenken, verhandeln, weiterziehen...

Zubehör kaufen

Für einfaches Zubehör wie Klarinettenblätter, Wischer, Schrauben etc. ist natürlich auch der Versand eine Alternative zum Laden - Standardprodukte wie Blätter sind normalerweise ohnehin immer gleich und die kann man auch per Post beziehen. Viele Werkstätten und Händler versenden auch.

Wenn ich mal wieder etwas Zeit habe, werde ich hier ein Verzeichnis von Händlern und Instrumentenbauern aufzusetzen. Für's erste muss aber - wenn man nicht Bekannte nach einem Tip fragen kann - ein Blick in die Gelben Seiten reichen.

Augen auf bei Versand, Kleinanzeigen & eBay:

Was? Kann man denn Instrumente überhaupt bei eBay kaufen?

Natürlich kann man! Es gibt sogar eine Riesenauswahl, und in meinem Bekanntenkreis gibt es ein paar sehr zufriedene Käufer. Aber gerade bei eBay muss man genau aufpassen und unterscheiden: Wenn es sich um einen Händler handelt, gelten die sehr verbraucherfreundlichen Rückgabe- und Umtauschregeln des Fernabsatzgesetzes (Rückabwicklung innerhalb von 2 Wochen ohne Angabe von Gründen, ohne dass es den Käufer etwas kosten darf - auch kein Porto - soweit der Händler nicht etwas anderes deutlich vorab gesagt hat) - natürlich nur in der EU, im Ausland kann man sein Recht nur schwer durchsetzen...

Handelt es sich aber um einen Kauf von Privat, muss der Käufer sich darüber im klaren sein, dass er durchaus wertlosen - und dann sehr teuren - Schrott erwerben kann. Die Kommunikation mit dem Anbieter ist nur begrenzt möglich. Bedingungen wie Rückgabe bei Nichtgefallen oder bei Abweichungen von der Beschreibung oder dem Foto - also z.B. Kunststoff statt Grenadill, Boehm statt Oehler etc. sind vielleicht nicht vereinbar. Daher ist der Kauf per Versand, per Kleinanzeige oder eben eBay ein ziemliches Risiko. Die Risiken steigen natürlich noch bei ausländischen Verkäufern. Bei Ländern ausserhalb der EU, vor allem osteuropäischen Händlern, sollte man da eher vorsichtig sein! Sie sind sicher nicht im Prinzip unehrlicher, nur ist z.B. Russland nicht gerade als Rechtsstaat bekannt, in dem ein Ausländer seine Interessen vor unabhängigen Gerichten so mal einfach durchsetzen könnte, und wer kann schon vor einem dortigen Gericht persönlich erscheinen?

Bei den vielen chinesischen Verkäufern und auch bei Baidu, dem "chinesischen Amazon", ist es allein eine Herausforderung, die Adresse im Atlas zu finden, deren Zoll-Angaben sind notorisch zu niedrig und dadurch hat man ein Import-Risiko mit dem deutschen Zoll.

Der Preis im Kaufvertrag kann übrigens auch Basis für den Versicherungswert sein; wenn die Versicherung nicht auf einer Schätzung durch einen Fachmann besteht, was natürlich wieder Geld kostet (man sollte das Instrument ja möglichst bald versichern - siehe unten).

Neuwertiges Instrument mit Koffer bei eBay oder beim Discounter unter 100 Euro? Vorsicht!

Klarinette - Schnäppchen beim Discounter?

Solche Angebote kamen in den letzten Jahren zum Beispiel von einem österreichischen Händler, aber auch von Discountern - in Deutschland zum Beispiel von real. Diese Instrumente eignen sich aber in der Regel eher als Dekoration. Man kann vielleicht auch drauf spielen, aber oft stimmen sie nicht richtig. Und Instrumentenwerkstätten können an diesen Instrumenten auch nicht mehr viel machen. Warum?

In der Regel werden diese Instrumente in China gefertigt. Dort ist die Musikinstrumentenproduktion - wie fast alle anderen Produktionen, auch die berüchtigte Spielzeugindustrie - voll arbeitsteilig organisiert. Fabriken gibt es kaum - gearbeitet wird in Hütten und kleinen Häusern, also in Heimarbeit. Das bedeutet, dass zum Beispiel eine Familie mit einer Bohrmaschine, mit der sie am nächsten Tag dann wieder Löcher in Stuhlbeine macht, die Tonlöcher des Instrumentes bohrt. Die Klappen werden vom gleichen Schmied gemacht, der am nächsten Tag vielleicht Löffel herstellt. Uns so geht es weiter. Entsprechend fehlt die Präzision und natürlich die Erfahrung. Ein paar Strassen weiter steht dann die Hütte mit den Galvanisierbädern (das ist oft hochgiftige Chemie), auch hier wohnen die Menschen, essen, schlafen. Transportiert werden die Produkte dann in einem Anhänger im Kleinwagen oder per Mofa. Der Produzent beauftragt chargenweise den billigsten Anbieter der Leistung und drückt den Preis, wo er nur kann. Das bedeutet katastrophale Arbeitsschutzbedingungen, der berüchtigte sorglose Umgang mit gefährlichen Stoffen und natürlich Kinderarbeit. Und die Qualität der Instrumente ist deshalb eher Zufall.

Gerade als Anfängerinstrument eignen sich diese Instrumente nicht, weil Anfänger unbedingt gut funktionierende Instrumente brauchen - man hat ja mit dem eigentlichen Lernen schon genug zu tun und will nicht mit den Problemen des Instruments kämpfen. Wenn etwas nicht klappt, sollte es schon am Schüler liegen.

Damit soll nicht gesagt werden, dass aus China (vor allem aus Taiwan) nicht auch sehr hochwertige Instrumente kommen können - die haben aber in der Regel auch ihren Preis, und die Marken (wie z.B. Jupiter) sind bekannt. Die Qualität von Discountmarken kann extrem schwanken, auch mal gut sein - z.B. gibt es Leute, die mit Roy Benson Instrumenten zufrieden sind (das ist so eine typische China-Marke).

Normalerweise eine gute Idee - Instrumenten­versicherung

Ein gutes Instrument kostet mehrere tausend Euro. Da die Besitzer in der Regel an genau ihrem Instrument hängen und deshalb gut aufpassen, gibt es wenige Versicherungsfälle, geringes Risiko und deshalb sind die Policen auch bezahlbar.

Typische Instrumentenversicherungen versichern gegen Diebstahl, Verlust durch Brand, Zerstörung durch Unfall (oft auch Fallenlassen), nicht selten auch gegen Verlieren durch Stehenlassen des Koffers (!), Diebstahl auch aus dem Autokofferraum (zumindest bis 22:00 Uhr). Zerstörung bei Reisen ist oft durch die Gepäckversicherung abgedeckt, da wird dann aber der Zeitwert ersetzt.

Bei den Verträgen muss man genau darauf achten, was sie versichern, und unter welchen Bedingungen sie gelten soll: Probt man abends in Schulen und tritt in Konzerthallen auf (wo die Instrumente während der Pause vielleicht in nicht oder schlecht verschließbaren Räumen liegen können), geht man auf Probenwochenenden, wo man z.B. in Schulen oder Jugend­herbergen oder ähnlichem übernachtet (ist in den meisten Standardformulierungen nicht eingeschlossen)?

Tip: Eventuell tritt man bald in ein Orchester oder einen Musikverein ein, wo man oft eine sehr günstige Gemeinschaftsversicherung bekommen kann - oft lohnt sich das schon allein deshalb, auch wenn man (noch) nicht aktiv mitspielt. Einfach mal im Internet suchen und die Kontaktadressen anschreiben bzw. anrufen!

Klarinette im Flugzeug

Im Flugzeug solltest Du Deine Klarinette als Handgepäck mitnehmen. Du könntest zwar den Instrumentenkoffer in einem normalen Koffer gut mit Kleidung abpolstern, da ist er vor der ruppigen Behandlung beim Verladen (Gepäck wird beim Verladen sehr oft geworfen!) geschützt, aber in den Gepäckräumen der Flugzeuge herrschen beim Flug oft Unterdruck und sehr niedrige Temperaturen.